Das Freizeitpferd

Das Thema "Freizeitpferd" liegt mir im Rahmen meiner Arbeit als Physiotherapeut für Tiere besonders am Herzen.

Ich würde mich selber inzwischen als reinen Freizeitreiter bezeichnen. Auch wenn ich eine Zeit lang ehrgeiziger war, so habe ich irgendwann beschlossen, dass ich mich mit meinem Pferd am wohlsten fühle, wenn ich durch Wald und Feld reite. Zu Beginn meiner Ausbildung zum Physiotherapeuten kam es im Unterricht häufig zu Diskussionen um Freizeitreiter und deren Pferde. Es hieß, dass die meisten dieser Pferde muskuläre Probleme hätten. Ich selber habe mich am Anfang dagegen gewehrt und war der festen Überzeugung, dass dies nicht richtig ist.

Je mehr ich im Unterricht gelernt habe, um so deutlicher wurden mir jedoch die Schwachstellen meines Pferdes. Zwar haben auch Sportpferde muskuläre Probleme, aber es waren eben bei verschiedensten von mir behandelten Freizeitpferden die gleichen Schwachstellen erkennbar. Daher habe mir vorgenommen, mich näher mit diesem Thema zu beschäftigen.

So ist auch meine Facharbeit zum Thema "Nutzung und Haltung von Freizeitpferden" entstanden, die Bestandteil der Abschlussprüfung zum Tierphysiotherapeuten war und welche ich hier kurz zusammengefasst darstellen möchte:

Zunächst stellte sich die Frage, wie sich ein Freizeitpferd überhaupt definieren lässt. Würde ich alle Pferde nehmen, die in der Freizeit des Reiters bewegt werden, so würden kaum Nicht-Freizeitreiter übrig bleiben. Für meine Facharbeit habe ich daher die Pferde als Freizeitpferde definiert, die hauptsächlich im Gelände und nur wenig in Reithallen oder auf Turnieren geritten werden.

Zu dem Thema Haltung von Freizeitpferden soll nur kurz erwähnt werden, dass die Offenstallhaltung natürlich viele Vorteile bringt und einem Pferd ein sehr artgerechtes Leben ermöglicht. Zudem findet man hier Pferde, bei denen sich durch ihre freie Bewegung so manche beim Reiten entstandene Verspannung von selber löst. Es gibt jedoch auch Pferde, die in einem Offenstall durch ranghohe Tiere unter Dauerstress geraten und die sonst positiven Faktoren ins Gegenteil umschlagen. Um für ein Pferd die jeweils passende Haltungsform zu finden, sollte man sich in die Bedürfnisse des Pferdes hinein versetzen und für einen Moment Klischees und Glaubensfragen außer Acht lassen. Egal welche Form der Haltung für ein Pferd gewählt wird, es gibt immer Vor- und Nachteile, die entsprechend der Nutzungsform abgewogen werden müssen. Wichtig ist, den Bedürfnissen des Pferdes best möglich gerecht zu werden und die Einwirkungen der negativen Bereiche aus jeder Haltungsform möglichst gering zu halten.

Neben der Haltung des Freizeitpferdes ist natürlich das Reiten des Pferdes der wichtigste Punkt. Grundsätzlich gilt, dass ein Pferd unter dem Reiter immer großen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt ist. Es ist die Aufgabe des Reiters diese negativen Auswirkung so gering wie möglich zu halten.

Gehen wir mal von einem Freizeitreiter aus, der viel am langen Zügel ins Gelände geht. Was passiert hier mit dem Pferderücken? Die meisten Pferde laufen dann ohne Anspannung der Bauchmuskeln, so dass relativ bald die Rückenmuskeln verspannen, da diese das Gewicht des Reiters alleine nicht tragen können. Da das Pferd nicht regelmäßig versammelt oder vorwärts-abwärts gearbeitet wird, verkürzen sich die Muskeln und eine Aufwölbung des Rückens ist nicht mehr möglich. Bei vielen Pferde entsteht so ein Senkrücken oder es zeigt durch Unwilligkeit beim Satteln und Reiten die vorhandenen Schmerzen.

Das soll nun nicht heißen, dass es schlecht ist nur freizeitmäßig zu reiten. Im Gegenteil, es gibt auch viele positive Aspekte. Das Wesentliche, was meine Facharbeit ergeben hat ist, dass es dabei sehr wichtig ist, sich auch als Freizeitreiter Gedanken über ein systematisches Training seines Pferdes zu machen. Das Muskeltraining sollte immer im Vordergrund stehen. Zum einen ist es unerlässlich, die wichtigen Baumuskeln vom Boden aus, sprich an der Longe zu trainieren. Zum anderen muss auch beim Reiten Muskeltraining eingebaut werden. Wichtig ist dabei, dass die Tiere regelmäßig trainiert werden. Der Rücken eines Pferdes ist nicht dazu gemacht uns durch die Gegend zu tragen, deshalb müssen die Muskeln regelmäßig trainiert werden. Man tut also seinem Pferd keinen Gefallen damit, es nur ab und an zu reiten.

Der Autor Robert Stodulka fasst die beschrieben Aspekte sehr schön in einem kleinen Absatz zusammen:

"Unregelmäßiges und unsystematisches Training, mangelnde dressurmäßige Gymnastizierung, mangelnde Durchlässigkeit und Rittigkeit, oft schlecht passendes Equipment und ein Reiter ohne unabhängigen Sitz stören den Bewegungsablauf eines Freizeitpferdes. Regelmäßige Massagen können Pferden dieser Nutzungsrichtung wichtige Dienste erweisen. Dennoch sollte gerade im Freizeitbereich nicht nur auf die pferdegerechte Haltung geachtet werden, sondern auch auf regelmäßiges Training und Bewegung der Tiere mit adäquatem Equipment, damit größere Schäden am Bewegungsapparat vermieden werden können."

Unter dem Punkt "Praxisfälle" habe ich die Entwicklung meines Pferdes dargestellt. Die Bilder zeigen deutlich, wie wichtig es für die Zukunft von meinem Pferd und mir ist, dass ich zu den oben beschriebenen Ergebnissen gekommen bin.

Auch nach diesen Erfahrungen reite ich noch am liebsten im Gelände. Dennoch lege ich hier immer wieder gymnastizierende Übungen ein, die man auch im Gelände durchführen kann. Zudem machen wir regelmäßige Stangenarbeit an der Longe, um die Bauchmuskeln zu trainieren. Ob das nun Spaß macht oder nicht, die Gesundheit des Pferdes sollte doch für uns alle im Vordergrund stehen.

In meiner physiotherapeutischen Praxis habe ich es mir nun zur Aufgabe gemacht, nicht nur die vorhandenen Symptome zu lindern, sondern auch ein erneutes Auftreten dieser zu verhindern. Daher gehört zu meiner Arbeit wo es nötig ist auch immer das Erstellen eines Trainingsplanes. Zudem biete ich an, den Besitzer des Freizeitpferdes zu Beginn des neuen Trainings zu unterstützen oder das Pferd für einen ersten gezielten Muskelaufbau auf dem Weiherhof aufzunehmen.